Es ist tatsächlich so: jeder Quilt erzählt ein Stückchen eigene Lebensgeschichte!

Kürzlich ist mir ein Buch in die Hände gefallen, dass eindrucksvoll  viele Geschichten und Geschichtchen erzählt, die Quilterinnen im Rahmen  der Fertigung ihres Quilts erlebt haben:  Warum sie den Quilt fertigten,  was in der Zeit des  eifrigen Stichelns alles in ihrem Leben passiert ist und was ihnen beim Quilten durch den Kopf gegangen ist.

Da wurde mir bewusst!  Es ist tatsächlich so! Jeder einzelne Quilt erzählt ein Stückchen der eigenen Lebensgeschichte.  Ist ja auch eigentlich logisch, denn oft vergehen Monate und Jahre bis aus den eigens für die Patchworkidee  gekauften Patchworkstoffen  endlich der Quilt fertiggestellt ist!  Und in so langer Zeit kann viel passieren!

So war es jedenfalls bei meinem Erstlingswerk:

Quiltausschnitt

Ich weiß es noch genau, als wenn es gestern gewesen wäre:  Nach 2-3 Patchworkanfängerkursen reifte bei mir der Entschluss, selbst auch mal einen Quilt herzustellen. „Das kann doch kein Hexenwerk sein“. Davon war ich zumindest überzeugt!

Meine Mutter war zu dieser Zeit sehr kränklich und oft  im Krankenhaus. Zeitgleich war ich beruflich als Controllerin extrem  eingespannt. Logisch, dass mich Muttern‘s Krankheiten sehr belastete: fast täglich pendelte ich zwischen Arbeitsstelle, dem Elternhaus respektive Krankenhaus und meiner Schlafstelle (so nannte ich damals meine Wohnung) hin und her. Man beachte dabei die Entfernungen: um von Zuhause zur Arbeitsstelle zu gelangen fuhr ich 50 km, danach zu meinem Elternhaus nochmal 50 km und dann wieder nach Hause. Und dazwischen lag ein Arbeitstag von 9 -10 Stunden und mehr.

Die Verlockung war groß, als meine Patchworklehrerin ein Nähwochenende an der Nordsee anbot. Daran wollte ich unbedingt teilnehmen – einmal weg aus der Tretmühle und was Schönes gestalten.  „An einem Wochenende eine Patchworkdecke nähen – das ist realistisch“, davon war ich überzeugt und erzählte allen in meiner Firma davon. Meine damals fast ausschließlich männlichen Arbeitskollegen nahmen das freundlich zur Kenntnis.  

Eine Woche vor Abfahrt an die Nordsee, stand ich dann also mit den anderen Patchworkerinnen zur  Vorbesprechung  in Susi’s Kreativstübchen und suchte die passenden Patchworkstoffe aus. Ich entschied mich für blaue Patchworkstoffe mit Stiefmütterchenmuster – den fertigen Quilt hatte ich schon vor Augen und die Vorfreude war groß!

Doch es kam, wie es kommen musste:  Mutter wurde wieder krank und sollte ins Krankenhaus! „ Ach Tanja“,  sagte sie,  „fahr Du man. Die paar Tage wird es auch ohne Dich gehen“.   Irgendetwas schwang aber in ihrer Stimme mit, was mich stutzen lies! Schnell wischte ich die Bedenken beiseite und fuhr los.

Nordsee

Das Wochenende war so schön: Das Frühlingswetter war herrlich, wir Patchworkerinnen hatten ein Wochenendhaus für uns und es störte niemand, als wir nähten, was das Zeug hielt, schwatzen, lachten, Erfahrungen ausgetauschten und, und,  und. Doch das schlechte Gewissen ließ sich nicht wirklich verscheuchen.

Es waren viele Patcherinnen dabei, die schon echte Profis waren. Sie schmunzelten über meine Vorstellung, am Sonntagabend einen fertigen Quilt mit nach Hause zu nehmen. Natürlich behielten sie Recht!  Am nächsten Montag in der Firma angekommen, musste ich meinen Arbeitskollegen dann  beichten, dass ich nichts vor zuweisen hatte. Verständnislos und kopfschüttelnd meinten sie dann nur: „ was Sie wohl das ganze Wochenende gemacht haben?!“

Meine Mutter kam aus dem Krankenhaus nicht mehr raus! Es stellte sich heraus, dass sie eine unheilbare Krankheit hatte. Und so blieb ich beim Pendeln zwischen meiner Schlafstelle, meinem Arbeitsplatz und dem Krankenhaus – jetzt aber täglich und am Samstag und am Sonntag. Zeit für mich hatte ich eigentlich nur noch an den Sonntagvormittagen. Und da nähte ich dann weiter! Das waren die Stunden, an denen ich die Zeit vergaß und ein wenig entspannen konnte. Patchworken ist eben nicht nur ein kreatives Hobby, sondern hat auch etwas mit „Seelenklempnerei“ zu tun.

Eine Woche vor ihrem Tod war dann das Quilt-Top fertig. Ich brachte es stolz mit ins Krankenhaus, um es meiner Mutter zu zeigen. Aber sie hat es nicht mehr richtig erkannt, da sich ihr Zustand plötzlich extrem verschlechtert hatte. Stolz und froh wäre sie gewesen! War doch zeitlebens ihr großer Wunsch, dass ich auch mit dem Nähen beginne! Wo sie doch meinem Vater eine Näherei betrieben hatten, die die Tochter eines Tages übernehmen sollte – aber nicht wollte!!!! Der Grund? Tja, das ist eine andere, lange Geschichte. Fakt ist, das ich seit meinem 20. Lebensjahr keine Nähmaschine mehr angerührt hatte!

mein-erster-quilt

Nach Ihrem Tod ging es dann sehr turbulent zu: ich wechselte meine Arbeitsstelle, zog um und, und und.   Ab und an habe ich gequiltet. Und so ging noch en weiteres Jahr dahin, bis dann der erste Quilt fertig war!

Der Quilt, der an einem Wochenende fertig sein sollte und perfekt in mein altes Schlafzimmer passte, das es aber zwischenzeitlich nicht mehr gab:!:)

Jetzt schmückt er den Eingangsbereich meines Kreativ Ateliers, das ich in dem Haus meiner Eltern eröffnet habe. Er dient perfekt als Demonstrationsobjekt für alle, die, wie ich damals, gar nicht so recht wissen, was Patchworken und was ein Quilt ist. Wie oft denke ich im Stillen, wie es so war, als er entstanden ist……..

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Habt Ihr auch eine besondere Geschichte, die einer Eurer Quilts, vielleicht sogar der Erste erzählt? Bringt sie doch zu Papier und schickt sie mir mit einem Bild per E-Mail zu. Ich veröffentliche sie in meinem Blog - natürlich auch ohne Namen, wenn er nicht genannt werden soll.

Die beste Geschichte bekommt von mir dann diese Jelly Roll geschenkt:

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Als Juroren möchte ich Euch alle einladen mitzumachen! Bewertet einfach den besten Beitrag. Der Beitrag mit den meisten Bewertungspunkten hat gewonnen.

Einsendeschluß für die Geschichten ist der 01.06.2015. Danach gehts zur Bewertung. Wie das geht? Darüber werde ich zeitnah in meinem Newsletter und auf Facebook informieren, denn auch den Juroren winkt eine schöne Überraschung!

Liebe Grüße aus dem Kreativ Atelier Rose Decoration sendet Euch

Tanja Niebuhr-Offermann

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  • Sehr schön,Tanja!

    Viele Erinnerungen stecken hinter diesem sehr schönen Quilt,leider aber auch der sehr traurige Verlust von Tanjas Mutter. Sie wäre auf ihre Tochter ganz stolz gewesen,falls sie ihn gesehen hätte.