Baumwollwebware

Hier findet Ihr nicht elastische Baumwollstoffe in vielen Farben, Mustern und Aufmachungen. Wenn nicht anders angegeben,  bestehen sie aus 100 % Baumwolle. 

Baumwollstoffe eignen sich für Taschen, Tischdecken, Kissenbezüge und andere selbstgenähte "stoffliche Dekorationen". Aber auch für Bekleidung - wie z. B. Kleider, Röcke, Jacken u.v.m. .

 

Alles, was man über Baumwollstoffe wissen sollte

Sind wir nicht alle Stoff-Sammlerinnen? Also ich bestimmt! Mal ganz klein angefangen, sammle ich jetzt Patchworkstoffe im großen Stil und fülle damit in meinem Atelier bereits 300 qm mit Stoffe!

Eines Tages habe ich dann gelesen, dass der Baumwollanbau für ein einziges T-Shirt bis zu 2000 Liter Wasser verschlingt!  Das sind 10 Badewannen voll Wasser!!!!

Wir alle fertigen unsere Quilts aus Patchworkstoffe. Da kommt natürlich die Frage auf, wieviel Wasser für den Anbau der Stoffe für einen Quilt benötigt wird? Denn Patchworkstoffe sind auch Baumwollstoffe! Zwar feiner gewebt, farbechter gefärbt und durch die Endbehandlung weicher im Griff, aber es sind und bleiben eben Baumwollstoffe!

„Also“ dachte ich, „ich sollte mich doch mal genauer mit der Herkunft der Stoffe auseinander setzen und in Erfahrung bringen, wie sie genau produziert werden“

Gedacht - getan! Und los ging‘s. Da ich nicht nur Patchworkstoffe sammle, sondern auch Bücher, habe ich erst mal Amazon nach Fachliteratur durchforstet und alles zusammen gekauft, was irgendwie mit Stoffe, Garne, Färben, Weben usw. im Zusammenhang steht.

„Überraschung! Das ist ja gar nicht viel!“

Weiter ging’s mit der Internet Recherche. Überall habe ich Informations-Schnipsel gefunden und es wurde Zeit, mal alles strukturiert zu hinterlegen. So kann man es auch bei Nähkursen / Patchworkkursen verwenden, in denen die Kursteilnehmer ja nicht nur den Umgang mit der Nähmaschine erlernen sollen – sondern auch ein wenig theoretisches Wissen dazu bekommen sollten.

Und auch bei der Kundenberatung in meinem Stoffgeschäft (liebevoll Atelier genannt) ist die Aufklärung manchmal wichtig!

Wie häufig bekomme ich von Kunden die Antwort: „Nein als Rückseitenstoff für meine Patchworkdecke möchte ich kein Mikrofaserfleece“ denn „da wird doch so viel Chemie eingesetzt, dass mir ein schöner Baumwollstoff echt lieber wäre!

“Klar Baumwollstoffe sind Naturstoffe! Aber ob das wirklich so ist – dass könnt Ihr im nächsten Artikel nachlesen.

Was sind Baumwollstoffe

Baumwollstoffe sind Naturfaserstoffe, die aus der Baumwollpflanze gewonnen werden. Die Baumwollpflanze gehört zu den Malvengewächsen. Sie ist als 1-jährige Staude kultiviert und blüht daher nur einmal in ihrem Leben. Aus der Blüte entwickelt sich die Baumwollfrucht. Wenn sie reif ist, springt sie auf und es quilt Watte heraus: das sind die stark behaarten Samenkörner der Baumwollepflanze. Die Farbe der "Watte" schwankt nach Herkunftgebiet: sie kann blendend weiß (Karibik), weiß (USA), cremig (Ägypten) oder grau bis bräunlich sein (Pakistan). Heutzutage gibt es sogar schon Züchtungen in Braun, Grün und Rot.

Die weichen, aber zähen Baumwollfasern sind nicht leicht von den Samenkörnern zu trennen. Und das ist gut so. Denn für die Pflanze dienen sie als leichtes Luftbett: so kann sie der Wind aufnehmen und im Land verbreiten. Wieder auf der Erde angekommen, nimmt die Baumwollfaser Feuchtigkeit auf, so dass der Samen in dem Wattebausch keimen und anwachsen kann. 

Die Baumwolle stellt hohe Ansprüche an ihre Umwelt. Die Böden, auf denen sie wachsen, sollten feucht und das Wetter heiß sein. Zur Erntezeit darf es nicht regenen, da sich sonst die weiße Watte mit Wasser vollsaugt und verfault. So sind die wichtigsten Erzeugerländer u.a. Ägypten, USA, Turkmenistan, Indien, China, Australien, Israel und Peru.

Gewinnung der Baumwolle

Heute wird Baumwolle in großen Monokulturen angepflanzt, wo jede Baumwollblüte nach ihrem eigenen Rythmus reift.

Die Baumwollfelder werden mit großen, hochtechnisierten Pflückmaschinen abgeerntet, dabei werden die Sträucher mit mechanischen Spindelfingern abgezogen.  Der Einsatz dieser Pflückmaschinen knüpft an folgenden Bedingungen: Zum einen sollten die Pflanzen möglichst laubfrei und zum anderen alle Kapseln möglichst gleichmäßig ausgereift sein. Dies wird durch Einsatz von Herbiziden erreicht. Die Herbizide bewirken, dass die Blätter welken und frühzeitig abfallen und unreife Kapseln schneller ausreifen.

Danach werden die Samenkapseln nach Samenhaaren und Samenkernen mit einer Entkörnungsmaschine getrennt. Aus den Samenkernen wird Speiseöl oder Saatgut gewonnen. Die Samenhaare werden gereinigt und die Fasern vom Faserkern getrennt. Der nicht verspinnbare Faserkern ist Ausgangsstoff für die Celluloseerzeugung und dient damit der Papierherstellung und Chemiefaserherstellung, während die langen Baumwollfasern zu Spinnfaseren weiterverarbeitet werden, aus denen dann das Baumwollgarn entsteht. 

Baumwollqualitäten

Bei der Baumwollfaser handelt es sich um flache, korkenzieherartig gewundene Fasern, die an den Rändern wulstartig erhöht sind. Je nach Sorte und Ursprungsland haben die Fasern eine unterschiedliche Länge - der sogenannten Stapellänge. Die Stapellänge ist - neben der Farbe der Baumwollfasern - ein absolutes Qualitätsmerkmal:

  • je länger und gleichmäßiger der Stapel ist, desto leichter lässt sie sich verspinnen.
  • je länger die Faser ist, desto feiner ist sie auch
  • längere Fasern sind etwas glänzender als kurze


Ein weiteres Qualitätsmerkmal der Baumwolle ist ihre Reinheit: sie sollte wenig Rückstände von Kernen, Blütenresten, Staub und anderen Unreinheiten enthalten. Aber auch die Gleichmäßigkeit der Baumwolle ist wichtig. Je gleichmäßiger sie ist, desto besser lässt sie sich verspinnen. Die Gleichmäßigkeit wird beeinträchtigt u.a. durch Regen und Insektenbefall.

Eigenschaften von Baumwollstoffen

Aufgrund ihrer Struktur haben die Baumwollfasern und damit die Baumwollstoffe eine große Saugfähigkeit und damit eine große Fähigkeit Feuchtigkeit aufzunehmen. Die Feuchtigkeitsaufnahme liegt in unserem Klima zwischen 7 und 11 %, in Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit von bis zu 21 %. Allerdings gibt die Baumwolle die Feuchtigkeit auch nur sehr schwer wieder ab. Das ist der Grund, warum Baumwollstoffe nur langsam trocknen und Baumwollkleidung beim Schwitzen am Körper kleben bleibt.

Die Baumwollfasern sollen die Samenkapseln schützen - darum haben sie nur eine geringe Elastizität und Dehnungsfähigkeit. Das führt dazu, dass Baumwollstoffe schnell knittern, nur wenig formbar sind und nur eine geringe Formbeständigkeit haben. Durch eine besondere Ausrüstung kann diesem Nachteil aber entgegen gewirkt werden. So ausgerüstete Baumwollstoffe werden dann gern für Oberhemden und Blusen verwendet.

Baumwollfasern sind aus diesem Grund darüber hinaus besonders reißfest und scheuerfest. Darum wird Baumwolle gern für Arbeitskleidung, Betttücher, Geschirrtücher und Wäsche eingesetzt, die ja oft sehr heiß gewaschen werden muss.

Baumwollfasern können keine Luft einschließen und können dadurch nur wenig Wärme halten. Darum eignen sich Baumwollstoffe besonders für luftige Sommerbekleidung. Das geringe Wärmehaltevermögen wird bei Baumwollstoffen für Winterbekleidung durch Aufrauen, Florbildung oder Maschenbildung kompensiert (siehe Jerseystoffe oder Nickistoffe aus Baumwolle).

Baumwollfasern und damit Baumwollstoffe werden leicht von Schimmelpilzen befallen. Durch Bleichen wird dieser Anfälligkeit entgegen gewirkt. 

Baumwollfasern haben eine gute Leitfähigkeit, darum laden sich Baumwollstoffe sowohl im nassen als auch im trockenen Zustand nicht elektrostatisch auf.

Pflege von Baumwollstoffen

Baumwollstoffe lassen sich grundsätzlich bis 95° mit handelsüblichen Vollwaschmitteln waschen.  Wenn sie aber gefärbt, bedruckt oder besonders ausgerüstet wurden, müssen laut mitgelieferten Waschanleitung niedrigere Temperaturen gewählt werden. Baumwollstoffe können gereinigt und im Trockner getrocknet werden (Achtung: erhöhte Einlaufgefahr).

Baumwollstoffe können bis 220° im angefeuchteten Zustand gebügelt werden. Wenn die Baumwollstoffe aber pflegeleicht ausgerüstet sind oder wenn ihnen Synthetik bei gemischt wurde, dann sollten Sie laut Pflegeanleitung eine geringere Temperatur wählen. 

Baumwollstoffe und Umwelt

Nach wie vor sind Baumwollstoffe die beliebtesten Naturfaser-Stoffe überhaupt: die Weltproduktion der Baumwollstoffe hat sich in den vergangenen 30 Jahren fast verdoppelt und bewegt sich um 20 - 27 Millionen Tonnen. Und das obwohl die Anbauflächen kaum zugenommen haben. Im Vergleich zu den Chemiefasern allerdings ist die Baumwollstoffproduktion rückläufig und nimmt nur noch 31% der gesamten Menge ein. 


Die großen Ertragssteigerungen der vergangenen Jahren läßt sich auf folgende Faktoren zurückführen:

  • die Züchtung ertragsreicherer Sorten
  • bessere Bewässerungsmethoden
  • intensivere Düngung

und einen hohen Einsatz an chemischen Mitteln, um die Pflanzen zu behandeln und Unkraut zu vernichten.
 
Der Chemie-Einsatz geht schon beim Saatgut los: damit das Saatgut der Baumwolle vor Bakterien- und Pilzbefall geschützt ist, wird es mit einer organischen Quecksilberverbindung gebeizt. Baumwolle wird in großen Monokulturen gepflanzt, die stark vom Schädlingsbefall gefährdet sind, dem nicht auf natürlichen Wege begegnet wird. Daher werden die Sträucher bis zur Erntezeit bis zu 25 mal gespritzt. In manchen Ländern mit hochgiftigen Chemikalien. Damit die Ernte möglichst schnell maschinell erfolgen kann, werden die Stauden durch Einsatz von Chemie künstlich entlaubt. Dieser Prozess führt gleichzeitig dazu, dass Baumwollkapseln schneller reifen. All diese Chemikalien haben nicht nur gesundheitliche Folgen bei den Menschen, die mit dem Anbau und Weiterverarbeitung der Baumwolle befasst sind, sondern belasten auch gravierend unsere Umwelt! 

Der  intensive Baumwollanbau, der wegen der klimatischen Anforderungen der Pflanzen, in heißen Ländern erfolgt, die eigentlich unter Wassermangel leiden, zieht neben der chemikalischen Umweltbelastung weitere gravierende Umfeltschäden nach sich: die Pflanzen sind sehr durstig und mögen feuchte Böden.

Wie durstig die Pflanzen sind, macht dieses Bild deutlich: "Der Anbau der Baumwolle für ein einzige Baumwoll-T-Shirt verschlingt bis zu 2000 Liter Wasser - 10 Badewannen voll".  

Darum werden die Felder intensivst künstlich bewässert und das kostbare Wasser wird in den Wasserquellen und später den Böden entzogen, die darauf hin versalzen, versteppen und verwüsten. Ein Beispiel ist der Aralsee in Zentralasien.  Mit ursprünglich rund 68.000 Quadratkilometern Ausdehnung war der Aralsee früher einer der ganz großen Binnenseen der Erde.

Heute ist er nur noch ein Bruchteil seiner selbst, da seit der Stalinarea (1929–1953) seinen Hauptzuflüssen große Wassermengen für die intensive Bewässerung der Baumwollplantagen Kasachstans und Usbekistans entnommen wurde und noch wird. Durch den geringeren Wasserzufluss sank seitdem der Wasserspiegel des Sees kontinuierlich. Heute ist er weitgehend versalzen und versandet und die Rückstände der Pestizide, werden über den Wind sogar bis in die Antarktis- dem Heimatgebiet der Pinguine - geblasen.  Dort sind sie im Blut der Pinguine nachgewiesen.